Corona. Das Wort des Jahres 2020. Oder ist es vielleicht doch eher ein Unwort? Diese Naturkatastrophe hat die ganze Menschheit im Griff und das wird auch noch eine ganze Weile so bleiben. Und selbst wenn wir (hoffentlich!) bald einen wirksamen Impfstoff finden und alle immun gegen dieses Virus werden: Corona hat die Welt verändert. Und damit auch den Caritasverband Recklinghausen.
"Wir sind da!". So lautet unser Motto. Wir sind dort, wo Menschen in Not sind und Hilfe brauchen und das schon seit über 100 Jahren in Recklinghausen. Doch noch nie scheint dieser Bedarf so groß zu sein wie heute: Kinder mit und ohne Behinderung und ihre Familien, die von Kurzarbeit oder Wegfall von Therapien und Betreuung betroffen sind. Senioren, die in unseren Pflegeheimen leben und plötzlich sozial vollkommen isoliert werden mussten. Werdende Eltern, die von jetzt auf gleich voller Unsicherheit in die Zukunft blicken. Sie alle leiden unter den Folgen von Corona.
Die größte Herausforderung, der wir uns als Wohlfahrtsverband stellen mussten, ist die Aufrechterhaltung unserer Hilfen und Angebote für unsere Klienten. Die Hilfsbedürftigen erleiden durch die Kontaktbegrenzung erhebliche Nachteile und können mit den digitalen Hilfsmitteln nur rudimentär umgehen. Daher müssen wir helfen und bilden. Denn wir wollten und wollen weiterhin "da sein". Für alle, die uns gerade jetzt so dringend brauchen.
Die Kreativität der Mitarbeiter hat uns manchmal sehr erstaunt. Mit großem Einsatz haben unsere Mitarbeiter gezeigt, wie sie mit vielen Ideen und Aktionen den Kontakt zu den Menschen halten: Seien es Tüten für die Teestunde, statt des Mittagstischs in Hillerheide. Kontaktlose Smartphone-Sprechstunden am Telefon. Therapien für behinderte Kinder, die auf Video aufgenommen und den Eltern zur Verfügung gestellt werden. Seniorenheimbesuche "am Fenster" und vieles mehr, was mich sehr beeindruckt hat.
Die Pandemie hat uns aber auch gezeigt, wie viel Nachholbedarf wir in Sachen Digitalisierung haben. Mittlerweile gibt es so viele Möglichkeiten, die wir leider noch nicht alle ausschöpfen. Hier werden wir dazulernen müssen. Auch, weil unsere Klienten das von uns erwarten. Wenn Corona etwas Gutes hat, dann, dass wir offener für die Digitalisierung geworden sind: So haben wir bereits mehrere Arbeitsgruppen gebildet, die den Verband in großen Schritten dorthin führen werden. Fördermittel von der Stiftung Wohlfahrtpflege werden uns dabei helfen. Wie sagt man doch so schön: Wir arbeiten dran!
Von den Veränderungen betroffen sind aber nicht nur unsere Klienten. Sondern auch unsere Mitarbeiter. Ihre Arbeitsweise wurde von einem Tag auf den anderen auf den Kopf gestellt. Nahezu täglich gab es Neuerungen, die zeitnah umgesetzt werden mussten. Ohne Vorlauf, ohne Testphase. Dazu kam die Angst um die eigene Gesundheit.
Zu meinen Aufgaben gehören daher der Schutz und die persönliche Sicherheit unserer Mitarbeiter: Oberstes Gebot ist, uns und andere nicht zu gefährden. Durch Bereitstellung technischer Ausrüstung und Informationen über und die Umsetzung von Abstands-, Hygiene- und Verhaltensregeln.
Corona hat uns aufgerüttelt! Auch ich wertschätze scheinbare Selbstverständlichkeiten, wie Bewegungsfreiheit, die Natur und auch Gesundheit viel mehr als vorher. Richtig toll finde ich aber auch den Einfallsreichtum, das Engagement und den Zusammenhalt, den unsere Mitarbeiter an den Tag legen. Ich wünsche mir, dass dies auch so bleibt. Denn nur gemeinsam kommen wir durch diese Krise.