(v.l.): Olena und ihre Freundin Tatjana, beide 59 Jahre alt und aus der Ukraine, mit Irena Šef von der Migrationsberatung für Erwachsene im Caritasverband für die Stadt Recklinghausen e.V.
Olena ist 59 Jahre alt. Im Mai 2022, kurz nachdem der russische Präsident Wladimir Putin die Ukraine angegriffen hatte, flüchtete sie vor dem Krieg nach Deutschland. Mit einem Privat-PKW erreichte sie zunächst Warschau und reiste dann mit dem Bus nach Dortmund weiter. Hier hat sie nun Unterschlupf, Sicherheit und sogar einen neuen Lebensmittelpunkt gefunden. Hilfe beim Aufbau dieses neuen Lebens erhielt sie von der Migrationsberatung für Erwachsene des Caritasverbands für die Stadt Recklinghausen e.V.
"Seit Juni 2022 werde ich von der Migrationsberatung für Erwachsene (MBE) beraten", erzählt sie. Während ihres Deutschkurses an der Euroschule erfuhr sie von dem Angebot, denn die MBE des Caritasverbands bietet dort einmal im Monat eine offene Sprechstunde an. "Olena wollte gern wissen, wo man in Recklinghausen grillen kann", erinnert sich Caritas-Mitarbeiterin Irena Sêf schmunzelnd.
Aber Olena hatte natürlich noch mehr Fragen. Denn jemand, der neu ins Land kommt, muss sich zunächst einmal um jede Menge Bürokratie und Papierkram kümmern. "Da geht es um Formulare, Kontakt mit dem Job-Center, um Asylanträge, um die Einrichtung eines Bankkontos und vieles mehr", weiß Irena Šef. Aber auch um sprachliche und kulturelle Barrieren sind, gerade am Anfang, sehr hoch. "Kommunikation ist ein sehr wichtiger Faktor bei der Zuwanderung. Und gleichzeitig ist gerade der Spracherwerb ein sehr langsamer und langwieriger Prozess. Aber nur so kann auch eine berufliche und letztlich auch gesellschaftliche Integration gelingen", erklärt die Sozialarbeiterin.
Die berufliche Integration hat Olena übrigens bereits geschafft. In der Ukraine war Olena Unternehmerin, ihre Firma produzierte Schuhe. Nun arbeitet die ehemalige Chefin im Caritasverband in Dorsten in der Küche als Angestellte und hat kein Problem damit, wieder ganz von vorn anzufangen.
Und Grillen will sie demnächst auch noch. Und zwar mit den Mitschülern aus dem Sprachkurs. "Wir wollen zusammen eine Party feiern", erzählt Olena. Ihre Heimat hat sie zwar derzeit verloren, ihre Lebensfreude aber offenbar noch lange nicht.
Migrationsberatung (MBE) beim Caritasverband:
Das bundesgeförderte Angebot MBE bietet seit 2005 professionelle sozialpädagogische Beratung für erwachsene Zugewanderte, unter anderen beim Zugang zu Bildung, der Erlangung eines Aufenthaltstitels, dem Erlernen der deutschen Sprache oder der Integration in den Arbeitsmarkt. Aktuell sieht der Bundeshaushalt jedoch Kürzungen von derzeit 81,5 Mio. Euro auf 57,5 Mio Euro vor. Betroffen wäre auch die MBE beim Recklinghäuser Caritasverband: "Bei einer Kürzung würden insgesamt 112 Beratungen weniger im Jahr stattfinden. Dabei steigt der Beratungsbedarf stetig", so Sofia Bisslich, Fachdienstleitung Integration und Migration beim Caritasverband.