Heute (27. April) ist Girls Day. An diesem Tag sollen Mädchen aufgefordert werden, sich für sogenannte "Männerberufe" zu interessieren. Weil Mädchen sich nun mal auch in "Männerdomänen" behaupten können, weil diese Berufe häufig besser bezahlt werden und nicht zuletzt, weil es wichtig für Arbeitswelt und Gesellschaft ist, dass auch Frauen ChirurgIn, BauingenieurIn, VorstandsvorsitzendeR oder PilotIn werden. Da beim Caritasverband allerdings ohnehin fast nur Frauen arbeiten - Pflege und Care-Arbeit sind eher "Frauendomänen" - wollten wir den Girls Day anders thematisieren.
Helin (16 Jahre), Nurcan (15 Jahre) und Leni (12 Jahre), drei junge Mädchen, die sich beim Caritasverband engagieren, trafen sich zum Gespräch mit unserem Vorstand. Einem Mann. Christoph Kortenjann hatte die drei Mädchen in den Caritas-Kinder- und Jugendtreff Hillerheide zu selbstgemachtem, frischen Popcorn und Getränken eingeladen. Und sich ihren Fragen gestellt, über ihre Zukunfts- und Berufspläne gesprochen, übers Tanzen und Frauenfeindlichkeit diskutiert und wie es ist, als (einziger) Mann in einem frauendominierten Umfeld zu arbeiten.
"Man gewöhnt sich dran", meint Christoph Kortenjann auf Nurcans Frage, als "einziger Mann" in einer Frauendomäne zu arbeiten. Eigentlich finde er es sogar ziemlich schön (ohne auf diesem Wege zu diskriminieren), jeden Tag unter so vielen Frauen zu sein. Schon im Krankenhaus, wo er vorher als Geschäftsführer gearbeitet hat, seien Frauen in der Mehrheit gewesen. So gesehen kenne er es gar nicht anders.
Angespornt von so viel Frauenverständnis wurden die Fragen der Mädchen mutiger: "Was tun Sie eigentlich, wenn Sie mit Frauenfeindlichkeit konfrontiert werden? Wenn Sie zum Beispiel mitkriegen, wie ein Mann Dinge sagt, wie Frauen können kein Mathe‘?". "Kann ich auch nicht!" - Das klang ehrlich.
So leicht wollten die drei Mädchen ihn jedoch nicht davonkommen lassen: "Und was tun Sie, wenn sich jemand direkt bei Ihnen beschwert?". "Ruhe bewahren, den Einzelfall prüfen, den Sachverhalt feststellen. Abwägen! So wie Juristen das immer tun…"
Auch über das Thema Berufe wollten die Mädchen gern sprechen. Schließlich machen sie sich intensive Gedanken um ihre Zukunft. Helin möchte gern in die Politik, um etwas zu bewegen. Nurcan, die Sprachen liebt und bereits sechs Sprachen (darunter sogar Japanisch) spricht, möchte gern Übersetzerin und Dolmetscherin werden. Ihr Traum ist es, später in Japan zu leben.
Und Leni möchte Erzieherin werden. Dass ihre Zukunftspläne schon so ausgereift, konkret und ambitioniert sind, beeindruckte nicht nur Christoph Kortenjann, sondern auch Moderatorin und Caritas-Mitarbeiterin Sofia Bisslich und Sharou Ebers, Mitarbeiterin des Caritas-Jugendtreffs und Gastgeberin der Talkrunde.
Und zum Schluss wurden die Themen dann doch noch etwas privater: (Hiphop) tanzen, boxen und Manga lesen nannten die drei Mädchen als Hobbys und wollten natürlich auch wissen, wie sich Christoph Kortenjann in seiner Freizeit beschäftigt. Aufs Lesen (wenn auch keine Mangas, dafür aber die Bücher des japanischen Autors Haruki Murakami) konnten sie sich einigen.
Aufs Tanzen eher weniger und wenn, der Vorstand muss zugeben, nicht mal in einer Tanzschule gewesen zu sein. Da blieb nur dieser Judokurs, zu dem er von seiner Mutter genötigt worden ist, nachdem es im Jugendheim Ärger gegeben hatte. Damals. Heute ist das natürlich gaaanz anders.